Die herrliche Natur im Drömling erleben kann man auf vielfältige Weise: allein per Fernglas und Fahrrad, mit der
Familie auf einem ausgedehnten Sonntagsspaziergang, auf diversen Exkursionen der Aktion
Drömling Schutz oder der Naturparkverwaltung, vom Heißluftballon aus oder entlang eines
Lehrpfades. Letzteres ist jedoch zumindest im niedersächsischen Drömling nur bedingt
möglich. Zwar wurden im Rahmen der EXPO 2000 einige Schautafeln mit Informationen zum Gebiet
aufgestellt, doch haben diese zum Teil erhebliche Wissenslücken und sind zudem so weit im
Gelände verstreut, dass man nur mit sehr viel Glück auf sie trifft.
Dieser Umstand und besonders die Tatsache, dass das Interesse der Bevölkerung am Naturschutz im Drömling in
den letzten Jahren merklich nachgelassen hat, war für die Aktion Drömling Schutz
Beweggrund, sich Gedanken zu einem Naturerlebnispfad zu machen. Einem Pfad, der Besucher anlockt,
ihr Interesse und Aufmerksamkeit für die Natur (wieder) erweckt und Spaß und Freude am
Entdecken bereitet, der gleichzeitig aber auch so angelegt sein muss, dass es zu keinen
Störungen und Beeinträchtigungen von empfindlichen Arten- und Lebensgemeinschaften kommt.
Erreichen wollen wir unsere Ziele, indem wir Wissen und Informationen zur Landschaft, Tieren und
Pflanzen, Entwicklungs- und Nutzungsgeschichte und zur Naturschutzplanung nahe bringen. Dabei
sollen die Besucher möglichst durch eigene Aktivitäten die Natur wahrnehmen und erleben
(lernen) und nicht nur über das Durchlesen von trockenen Texten auf Schautafeln ihr Wissen zum
Drömling mitnehmen, das häufig schon am nächsten Tag wieder vergessen wird.
Um möglichst viele Menschen zu erreichen, ist angedacht den Erlebnispfad stadtnah im Vorsfelder
Drömling anzusiedeln. Hier gibt es fast alles, was das Besondere am Drömling ausmacht und
gleichzeitig eine Reihe gut ausgebauter Wege, die z.B. auch die Benutzung von Rollstühlen
ermöglichen.
Die Streckenführung und Stationen haben wir uns so vorgestellt: Von einem
neu zuschaffenden Parkplatz am Südrand von Vorsfelde geht es direkt zu einer
Informationstafel, wo der Besucher mit einem Überblick über Pfadverlauf und
Von einer Brücke kann dann in den Steekgraben geschaut werden, der an
dieser Stelle den Charakter eines kleinen Baches aufweist (Station 2). Was dort alles schwimmt,
taucht oder fliegt kann mit Abbildungen auf einer Schautafel verglichen werden.
Geradeaus führt der Weg zu Station 3. Bodenschnitte in einem kaskadenförmigen System von
Plexiglaskästen zeigen unterschiedliche Phasen des Torfwachstums und der Torfdegradierung mit
ihren charakteristischen Wasserständen. Die Wasserzufuhr erfolgt über eine Pumpe, die mit
Solarmodulen angetrieben werden.
Beim nächsten Halt gibt es charakteristische Tierarten des
Drömling zu sehen und zu hören (Station 4). Zur richtigen Jahreszeit gastieren dort live
seltene Vögel, Frösche oder Heuschrecken. Sind die Tiere nicht aktiv, kann man seine
Biologiekenntnisse überprüfen oder vertiefen, indem über solarbetriebene Tonmodule
artspezifische Laute den entsprechenden Tieren zugeordnet werden müssen. Außerdem werden
Pflanzen der Feuchtwiesen und Sümpfe in Bild und "Pflanzbeeten" vorgestellt.
Bei Station 5 führt ein Holzsteg die Besucher über einen typischen Drömlinggraben. Schautafeln
zeigen, was dort kreucht und fleucht. Außerdem werden die Grundprinzipien des
Gewässerchemismus erklärt. Mit Thermometer und pH-Papier können dort
Wassertemperatur und Säuregrad gemessen werden.
Nach kurzer Wegstrecke sind wir an der Aller
angelangt (Station 6). Hier geht's unter Wasser. Eine in die Erde gebrachte begehbare Betonschale
mit einer Plexiglasscheibe in der Mitte erlaubt den seitlichen Einblick in das Gewässer. Eine
automatisch gesteuerte Fütterungseinrichtung soll dafür sorgen, dass dort möglichst
immer was los ist und ein jeder zumindest einen Fisch zu sehen bekommt.
An der Station 7 werden flache Senken (Blänken) geschoben, die immer engen Kontakt zum Grundwasser haben sollen. Sonst
passiert nichts, denn den Rest soll die Natur erledigen. Die natürliche Vegetationsentwicklung
wird über die Jahre verfolgt und auf Schautafeln mit Fotos und Erläuterungen
dokumentiert.
Nach soviel Natur ist jetzt Kultur angesagt (Station 8). Wie es früher die
Moritatenerzähler getan haben nur ohne Ton, wird anhand einer klappbaren Zeitung die
Geschichte der Rimpau`schen Moordammkulturen erzählt, die eng mit der Urbarmachung
Drömling einherging. Das Ergebnis kann an Station 8 mit eigenen Augen bestaunt werden und
lässt erahnen, warum der Drömling - stark untertrieben - auch das Land der tausend
Gräben genannt wird.
Sehr viel Leben beherbergen auch die unzähligen Flachgewässer
des Feuchtgebietes (Station 9). Typische Stellvertreter dieses Lebensraumes sind z.B. Moorfrosch
und die Gemeine Binsenjungfer, deren Biologie und Ökologie hier anhand von Fotos und
Abbildungen erläutert werden.
"Ab in den Urwald" lautet das Motto beim nächsten Stopp (Station 10). Die Wanderung auf einem Holzsteg führt durch einen urtümlichen Weidenwald,
der wahrscheinlich noch nie in seinem Leben eine Axt oder Säge gesehen hat. Hier fühlen
wir uns in das Jahr 1748 versetzt, in dem Samuel Walther den "Tremmeling" als einen
undurchdringlichen Sumpf voller Gehölz und Gebüsch beschreibt.
Ein Beispiel wie der Mensch in die Natur eingreifen kann und dennoch Lebensraum für seltene Tierarten schafft, sind
die Kopfweiden. Sie säumen in Reih und Glied die Station 11. Noch heute werden die alle paar
Jahre geschnittenen Weidengerten des Drömling wie in alter Zeit zum Flechten von Körben
und Zäunen genutzt. Diese handwerklichen Tätigkeiten werden genauso auf Schautafeln
gezeigt wie Tierarten, die von einer derartigen Nutzung der Bäume profitieren.
An der nächsten Station (Nr. 12) wartet ein Rondell. Darin wird ein "Rund-um-Blick" der umgebenden
Landschaft gezeigt. Panorama-Fotos aus Frühling, Sommer, Herbst und Winter vermitteln einen
Eindruck vom Drömling auch von Zeiten, in denen man den Drömling nicht besuchen kann.
Schön wäre es, wenn man dabei mit der Untermalung von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" ein
wenig träumen kann. Ein eingebauter CD-Spieler, der ebenfalls solarbetrieben wird, soll es
möglich machen.
Fehlen darf bei einem Lehrpfad natürlich auch nicht der Beobachtungsturm
(Station 13). Hier ist man in fast gleicher Höhe mit den im Frühjahr auftauchenden
Bekassinen, die mit ihren akrobatischen Balzflügen und ihrem durch den Flügelschlag
entstehenden Meckern, der ihnen auch den Beinamen Himmelsziegen eingebracht hat, Auge und Ohr des
Beobachters erfreuen. Darüber hinaus vermittelt der Blick von oben auch einen herrlichen
Ausblick in die weiten Feuchtgrünländereien des Vorsfelder Drömling.
Zu guter Letzt gilt es an der Station 14 die auf der Wanderung erworbenen Kenntnisse zu überprüfen. Und
es lohnt sich. Beantwortet man die Fragen des Drömlingquizz richtig und wirft den Bogen mit
der Lösung und seiner Adresse in den Briefkasten nebenan, so warten monatlich nette kleine
Preise auf die glücklichen Gewinner.
Nach ca. 4,5 km Wegstrecke ist dann mit dem Parkplatz auch der Endpunkt des Pfades erreicht und wir hoffen, dass für die Besucher einige
erlebnisreiche Stunden wie im Fluge vorbeigegangen sind und ein jeder bleibende Eindrücke mit
nach Hause nimmt. Und selbstverständlich wird auch keiner zu erschöpft sein, denn immer
wieder wird es auf dem Pfad auch Bänke zum Ausruhen oder stillem Genießen der herrlichen
Landschaft geben.
Soviel zu einer ersten kurzen Beschreibung unseres Naturerlebnispfades. Nun bleibt
natürlich die Frage: Kann die Aktion Drömling Schutz dieses hehre Vorhaben überhaupt
erfolgreich umsetzen? Die Frage ist recht leicht zu beantworten. Ja, aber sicher nicht allein. Denn
es müssen erhebliche finanzielle Mittel für die Umsetzung eines solchen Projektes
bereitgestellt werden: Die Ideen können zwar wir von der Aktion Drömling Schutz
einbringen, die Gestaltung und der Bau der einzelnen Stationen müssen durch professionelle
Designer und Spezialfirmen verrichtet werden.
Aus diesem Grund ist auch schon eine Reihe von Kontakten geknüpft worden. So wurde bereits im Herbst 2004 einem Vertreter des
Niedersächsischen Umweltministeriums auf dessen Wunsch eine Grobkonzeption zugeschickt und die
Chancen stehen gut, dass über das von der
Rut- und Klaus-Bahlsenstiftung (vertreten durch die
Landesregierung) aufgelegte Programm "Natur erleben" ein Großteil der Finanzierung gesichert
werden kann. Weitere Geldquellen wären das
niedersächsische Bingo-Lotto oder Sponsoren
aus der Industrie und Wirtschaft. Ganz praktische Hilfe versprechen wir uns von Unternehmen der
Region, die uns z.B. die Solaranlagen für unsere technische Ausrüstung zur Verfügung
stellen oder den Bau der Unterwasserstation, der Stege oder des Beobachtungsturmes
durchführen.
Für die Bereitstellung von Flyern und Informationsbroschüren sowie die
Organisationen von Führungen wurden bereits erfolgsversprechende Gespräche mit dem
City
Marketing & Tourismus Wolfsburg e.V. geführt.
Noch ist unser Erlebnispfad ein zartes
Pflänzchen - eine Idee auf dem Papier. Aber wir sind optimistisch, die gesetzten Ziele in
absehbarer Zeit erreichen zu können. Andererseits jedoch auch so realistisch, dass wir nicht
verzagen, wenn uns dieses nicht in einem großen Wurf gelingt. Wir sind auch zufrieden, wenn
wir Schritt für Schritt sozusagen von Station zu Station zum Erfolg zu kommen.
Und wenn Sie Lust und Interesse haben uns dabei zu helfen, Sie sind jederzeit herzlich willkommen!