Der Feldhase, Tier des Jahres 2001
von Joachim Weber Naturpark Drömling
 
Der Feldhase (Lepus euroaeus) zählt bei uns zu den volkstümlichsten Tieren. Man findet ihn im Sprachgebrauch sowie in der Literatur und im Brauchtum. Wer kennt nicht die Geschichte vom Wettlauf zwischen Hase und Igel oder die Sage vom Osterhasen.Er wurde seit Alters her eifrig bejagt, und zählt mit zu den produktivsten Wildarten der Feldbiotope Mitteleuropas. Knochenfunde an den Rastplätzen früherer Jagdsippen belegen seine Anwesenheit bereits in den voreiszeitlichen Steppen Eurasiens. Die zunehmende Bewaldung setzte seiner Verbreitung aber Schranken. Erst mit der beginnenden Waldrodung, und der damit verbundenen Ausbreitung von Ackerflächen begann der Feldhase von Südosten her Mitteleuropa stärker zu besiedeln.
 

 
Der Feldhase gehört zur Ordnung der Lagomorpha. Die Gattung Lepus ist mit 22 Arten die artenreichste Gattung und besiedelt heute intensiv genutztes Ackerland. Sein Durchschnittsgewicht liegt in unseren Breiten zwischen 3,5 und 5 kg, wobei er im Gebiet der ehemaligen GUS-Staaten bis zu 7 kg schwer werden kann (Zörner, Buch der Hege 1988).
 
Verbreitungsschwerpunkt waren bis in die 70er Jahre die Magdeburger Börde, das Erfurter Becken, das Hallenser Ackerland, das Mainzer Becken, die Oberrheinische Tiefebene sowie das Wiener Becken.
 
Der Feldhase ist ein reiner Pflanzenfresser. Sein Nahrungsbedarf schwankt zwischen 500 und 1400 Gramm pro Tag (Velek und Semizorva 1974). Grünäsung bildet die Hauptkomponente der Feldhasennahrung, aber auch holzige Pflanzenteile werden bevorzugt aufgenommen.
 
Daher ist der Feldhase in Baumschulen und Obstplantagen ein nicht unbedingt gern gesehener Zeitgenosse.
 
Die Fortpflanzungszeit des Feldhasen wird im allgemeinen von Januar bis September angegeben. Die Tragezeit der Häsinnen beträgt zwischen 42 und 43 Tagen (Hedinger 1948), wobei 1 bis 5 Junge pro Satz die Regel sein dürften. Hasen sind Einzelgänger und nur in der Rammelzeit sind Gruppierungen von mehreren Tieren auf weiträumigen Ackerflächen zu beobachten.
 
Durch die Industrialisierung in der Landwirtschaft Mitte der 70er Jahre erfuhr der Feldhase auch bei uns einen enormen Bestandsrückgang. Dies war der Grund, dass der Feldhase vom BUND als Tier des Jahres 2001 nominiert wurde. Durch fortschreitende Zerstörung seines Lebensraumes und immer größere effektiv arbeitende Landmaschinen werden die Feldhasenpopulationen immer weiter ausgedünnt. Aber auch der Straßenverkehr fordert jedes Jahr immer mehr Opfer. Durchschnittlich werden sie auf 10 % bis 12 % geschätzt (Reichhold 1981). Diese Zahl dürfte sich aber nach dem Fall der Mauer und dem damit verbundenen enormen Verkehrsaufkommen in den neuen Bundesländern inzwischen vervielfacht haben.
 
Weitere Verlustursachen sind der Pestizideinsatz auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und die damit verbundene Beeinträchtigung der Fortpflanzungsfähigkeit des Feldhasen sowie der von den Jägern oft überbewertete Beutegreiferdruck. So werden etwa 18 % der Hasenpopulation Opfer von Prädatoren (Pielowski und Raezynski 1976). Aber auch Witterungseinflüsse haben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Bestand. So kommt es bei hohen Niederschlägen während der Setzzeit der Häsinnen sowie kalten Wintern zu nicht unerheblichen Verlusten. All diese genannten Ursachen zusammengefasst bewirken, dass sich die Hasenbesätze weiter rückläufig entwickeln, ein Ende ist bisher nicht abzusehen. Hilfe kann der Feldhase nur durch eine Biotopverbesserung, etwa 60 % bis 80 % der Gesamtfläche in landwirtschaftlicher Nutzung (Schneider 1978) sowie eine Verbesserung der Nahrungsgrundlagen durch abwechslungsreiche Feldflächen erfahren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Anlegen von Remisen und Hecken sowie die Durchsetzung von Ackerrandstreifenprogrammen. Im Naturpark Drömling findet der Feldhase noch optimale Lebensbedingungen. Durch die Ausweisung der Schutzgebiete für bedrohte Tierarten, sowie Vertragsnaturschutz auf Grünlandflächen, ist die Stickstoffbelastung auf diesen Flächen weitaus geringer zu bewerten. So kommen auf den Flächen im Naturpark noch eine Vielzahl von Wildkräutern vor. Diese abwechslungsreiche Nahrung sichert das Überleben dieser Art und verhindert das der Feldhase bald nur noch in Märchenbüchern zu bestaunen ist.